StartseiteInfoTrainingTermineLinksKontaktImpressum
Elemente des...
 


Wie die polierte Oberfläche eines Spiegels alles widerspiegelt, was davor steht und ein ruhiges Tal auch leise Töne widerhallt, so soll der Karateschüler sein Bewusstsein von Egoismus und Bosheit entleeren, damit er auf alles, was ihm begegnet, richtig reagieren kann. Das ist die Bedeutung von Kara oder "leer" in Karate."


In den letzten 20 Jahren wurde in Europa Karate als äußerst harte Art der Selbstverteidigung bekannt. Insbesondere durch Film und Fernsehen wurde diese fernöstliche Kampfsportart als äußerst brutal hingestellt, und die Anfänger dieser Sportart kamen in den Ruf, eine Art von Schlägertypen zu sein. Beeinflusst wurde diese öffentliche Meinung durch Demonstrationen, bei welchen das Zerschlagen harter Gegenstände durch die Handkante dominierte.

In Wirklichkeit erzieht die harte körperliche und geistige Selbstdisziplin eines langjährigen Trainings den Karateka zu einem weitgehend ausgeglichenen Menschen, der höchste Achtung vor dem Leben und der Gesundheit des Mitmenschen hat. 
                                                                      Der Begünder des modernen Karate "Meister Funakoshi"


Aus der ursprünglichen Selbstverteidigungskunst Karate wurde in den letzten Jahren ein sehr vielseitiger Sport entwickelt, der im wesentlichen aus drei Hauptelementen besteht:



Kihon

Als Kihon oder Grundschule, bezeichnet man das Üben einzelner Karatetechniken mit einer großen Anzahl an  Wiederholungen. Ursprünglich gab es im Karate-Dô nur die Übung der Kata und das Training am Makiwara (hölzerner Schlagpfosten). Mit der Einführung von Karate-Dô als Teil des Unterrichts an den Schulen in Okinawa ergab sich die Notwendigkeit, größere Gruppen von Schülern zu unterrichten. 
Die Übung der Kata stellte sich dabei als teilweise zu kompliziert für den Unterricht von Anfängern heraus. Daher wurde begonnen, die grundliegendsten Techniken isoliert zu trainieren. Dies umfasst das Training der Stellungen sowie die verschiedenen Block-, Stoß-, Schlag- und Tritttechniken. Während diese in den Kata oft in komplizierteren rhythmischen Zusammenhängen verwandt werden, ermöglicht das Kihon-Training die Konzentration auf die einzelne Technik bzw. einfache Kombinationen. 

Auf höherem Niveau geht es darum, die hinter den einzelnen Techniken stehenden Prinzipien des Körpereinsatzes zu verstehen, die durch die Kata in komprimierter und oft komplizierter Form überliefert werden. Damit diese Prinzipien für die tatsächliche Anwendung im Kumite unbewusst zur Verfügung stehen, bedarf es einer hohen Anzahl an Wiederholungen. Hohe Wiederholungszahlen sind eine der wesentlichsten Grundlagen im Karate-Dô - und nirgends wird dies so deutlich wie im Kihon-Training.
Dieses Training kann sehr hart sein und eine große physische und psychische Belastung darstellen. Darin liegt aber die Chance versteckt etwas über sich selbst zu erfahren, psychische Grenzen zu erkennen und sie manchmal auch zu überschreiten

So verstanden ist Kihon-Training eine Hilfe, komplizierte Zusammenhänge auf einfache Art zu üben. Kihon hat aber keinen von Kata und Kumite losgelösten Selbstzweck. Insbesondere macht es keinen Sinn, ständig andere und neue Kombinationen zu erfinden. Der Sinn des Trainings liegt vielmehr darin, jede noch so kleine Einzelheit einer Technik zu verstehen und beherrschen zu lernen. Daher sollte auch der fortgeschrittene Karateka stets zu den einfachen Techniken zurückkehren und hier in die Tiefe gehen.



Kata 

ist eine überlieferte Zusammenstellung mehrerer Karatetechniken (waza) in einer festgelegten Reihenfolge und in unterschiedliche Richtungen.  

1. Herkunft

Einige Kata sind sehr alt und lassen sich bis nach China zurückverfolgen, während viele jüngeren Datums sind und auf Okinawa entstanden sind. 
In den Kata haben die Meister der Vergangenheit ihre Erfahrungen festgehalten. Sie werden daher auch als das "Herz des Karate-Dô" bezeichnet. 

2. Bedeutung 

Oft wird Kata als "Scheinkampf" gegen mehrere imaginäre Gegner bezeichnet. Diese Aussage ist mehr als ungenau und wird der Bedeutung von Kata für das Karate-Training nicht gerecht. Den Kampf, so wie er im Kataablauf festgelegt ist und der durch Bunkai (=Übung des Ablaufs mit einem Partner) nachvollzogen werden kann, hat es und wird es niemals geben. Kata schulen vielmehr technische Fähigkeiten für den Kampf. 

Ursprünglich enthielt jede Kata, daher eine Reihe von Methoden zur Selbstverteidigung, die im tatsächlichen Kampf situationsbezogen angewendet werden mussten. Das Arsenal umfasste dabei neben den üblichen Block- und Angriffstechniken auf Vitalpunkte des Gegners, zahlreiche Varianten diesen auch mit Hilfe von Hebel-, Wurf und anderen Immobilisationstechniken zu überwinden. Diese Methoden wurden oft mit folkloristischen Elementen aus traditionellen Volkstänzen getarnt, so dass sie von einem Uneingeweihten nur schwer zu entschlüsseln waren. 

3. Sinn

Wenn nach dem Sinn von Kata gefragt wird, darf aber nicht vergessen werden, dass viele Kata im Laufe der Jahrhunderte der Entwicklung des Karate-Dô, Veränderungen durchlaufen haben. Mit der Wandlung des Karate-Dô hin zum Weg zur eigenen Vervollkommnung in körperlicher und geistiger Hinsicht wurden viele der als "gefährlich" erachteten Elemente entfernt. Diese Entwicklung begann bereits bevor Funakoshi-sensei Karate-Dô in Japan verbreitete mit der Einführung als Pflichtfach an den Schulen in Okinawa. Es wurden nur die Elemente in den Kata belassen, die für die Selbstverteidigung als unerlässlich galten. 

Aber andere Inhalte kamen hinzu: Das Karate-Dô wurde körperbetonter, da sein Wert für die körperliche Erziehung erkannt wurde. Heutzutage lebt die Ausführung einer Kata davon, wie die biomotorischen Grundprinzipien, die den einzelnen Bewegungen zugrunde liegen gemeistert werden. 

 

Die Aufgabe der Kata ist es daher, die Grundlagen der Ausführung von Techniken zu unterrichten und zwar in viele verschiedene Richtungen, aus vielen verschiedenen Situationen heraus. Durch das fortgesetzte Training sollen uns diese Prinzipien letztlich unbewusst zur Verfügung stehen und bilden so die Grundlage des Kumite. Die Bedeutung von Bunkai beschränkt sich hingegen auf die Darstellung des Sinns einzelner Bewegungen, damit diese besser ausgeführt werden können.

Darüber hinaus überliefern die Kata die zum Angriff und zur Verteidigung benutzten Flächen des menschlichen Körpers (Faust, Handkante, Fußballen etc.). Viele Bewegungen können unmittelbar zur Selbstverteidigung gebraucht werden. Kata sind also gleichzeitig Lexikon wie auch Ideengeber. Das gilt insbesondere für die noch vorhandenen Elemente der Selbstverteidigung (Bsp. Griffbefreiung in Heian Shodan). 

Heute ist allerdings eine starke Tendenz festzustellen, in die Kata Inhalte hineinzulegen, die in diesen nicht mehr vorhanden sind. Besonders populär ist es, Kata-Sequenzen mit einem Partner zu üben (Bunkai) und dann immer mehr abzuwandeln etwa mit Wurf- und Hebeltechniken aus anderen Stilen. Diese Übungen können aber nicht das lange und schweißtreibende Training der Kata an sich ersetzen, auch wenn sie wesentlich mehr "Spass" machen.  

Leider wird das Training der Kata im heutigen versportlichten Karate fast nur noch unter Wettkampfaspekten und für Prüfungen betrieben. Dabei geht es um eine möglichst ästhetisch aussehende äußere Hülle, die für die eigentlichen Inhalte kaum noch Platz lässt.
Ernsthaft Karate-Dô betreiben, bedeutet sich tiefgreifend mit den Inhalten der Kata auseinanderzusetzen. Diese müssen nicht nur mit dem Kopf, sondern vielmehr mit dem ganzen Körper verstanden werden. Um Karate-Dô zu verstehen, müssen nicht alle 27 Kata beherrscht werden. Entscheidend ist vielmehr, dass die ausgewählten Kata tiefgründig verstanden werden.



Kumite


Kumite ist die Umsetzung von Karatetechniken (Waza) mit einem Partner. Dabei kann grundliegend zwischen abgesprochenem (Yakusoku-kumite) und freiem Kampf (Jiyu-kumite) unterschieden werden.


Auf Okinawa gab es Kumite im heutigen Sinne nicht. Neben der Übung der Kata wurde Partnertraining nur zur Demonstration der Bedeutung einzelner Techniken benutzt. Erlaubt waren ferner Abhärtungsübungen.
Die Wirkung der einzelnen Techniken wurde im übrigen nur am Makiwara (ein hölzerner Schlagpfosten) erprobt.

Mit der Adaption des Karate-Dô in Japan, entstand dort bald der Wunsch nach neuen Übungsformen. Viele Karateschüler der ersten Generation in Japan waren im Judô oder Kendô geschult, wo der Zweikampf obligatorisch ist. Die Etablierung der bis dato unbekannten Kunst neben den traditionell japanischen Kampfkünsten (Budô), machte eine Angleichung erforderlich.
Dazu wurde zunächst aus dem Kendô der Fünfschrittkampf (Gohon-kumite) übernommen. Später kamen andere Formen hinzu. Der freie Kampf stand erst am Ende dieser Entwicklung.

Kumite baut auf den in den Kata überlieferten und im Kihon herausgearbeiteten grundliegenden Prinzipien der Energieerzeugung und -übertragung (Kime) auf. Eine Kumitetechnik ohne Kime ist wertlos. Um den Partner dabei aber nicht zu verletzen werden alle Techniken kurz vor dem Ziel (Sundome) gestoppt.

Bis zum freien Kampf oder der Fähigkeit zu effektiver Selbstverteidigung ist es ein langer Weg.
Zunächst müssen die vier Grundfertigkeiten  Reaktion,  Timing, Distanz und Kontrolle geschult werden. Reaktion bedeutet dabei, dass eine gegnerische Aktion mit einer Karatetechnik beantwortet wird; Timing meint den richtigen Zeitpunkt dieser Antwort; dabei muss die Antwort die Distanz zum Gegner berücksichtigen. Kontrolle schließlich bedeutet die Anwendung von Kime, d.h. die Technik in Abstand, Geschwindigkeit und Spannung so auszuführen, dass sie den Partner ernsthaft verletzen könnte, wenn wir dies wollten. Kontrolle ist daher nicht ein zu großer Abstand zum Partner bzw. der Austausch kraftloser Techniken. Alle vier Elemente müssen Zusammenkommen, damit die eine entscheidende Technik entsteht (Ippon).

 
Top